Hoi’Garta | 09-2019
JUBILATE IN MINDELZELL
Von Walter Kleber
Zwei ausverkaufte Sternenhimmel-Konzerte: Chor Jubilate begeistert im Amphitheater von Mindelzell – Rund 800 Besucher erleben Klassiker und neue Arrangements – Gewitterfront am Sonntagabend setzte den vorzeitigen Schlussakkord
Mindelzell | Mit zwei ausverkauften Sommernachtskonzerten unter’m Sternenhimmel war der Reischenau-Chor Jubilate jetzt erstmals im Amphitheater in Mindelzell im benachbarten Altlandkreis Krumbach zu Gast. Gut 800 begeisterte Jubilate-Fans waren dem Chor über die Landkreisgrenze gefolgt und ließen sich an den beiden Abenden im einzigartigen Ambiente der mediterranen Naturstein-Arena von den Melodien des Chores mitreißen. „Die Welt braucht Lieder!“ – Unter dieses Leitmotiv hatten Christoph Reiter und seine fünf Sängerinnen Angela Donderer, Karola Fieber, Petra Reiter, Gertrud Rothfelder und Christine Spengler das Doppel-Open-Air-Konzert gestellt. Ihrer großen (und immer noch wachsenden) Fangemeinde präsentierten sie einen breiten Querschnitt ihres Repertoires, angereichert mit allerlei neuen Arrangements.
Dabei hatte es bis kurz vor Konzertbeginn am Samstagnachmittag noch nicht so recht nach Sternenhimmel ausgesehen. Dunkle Wolken und immer neue Regenschauer brachten die Organisation kräftig durcheinander. Aufbau, Stellprobe und Soundcheck mussten immer wieder verschoben werden. Ein Ausweichen in den Mindelsaal wurde erwogen. Doch ab dem späten Nachmittag klarte der Himmel auf, dem Konzert im Freien stand nichts mehr im Weg. Umgekehrte Vorzeichen dann am nächsten Tag: das Folgekonzert am Sonntagabend startete bei strahlendem Sonnenschein. Eine Gewitterfront mit einem heftigen Regenguss zwang die Akteure kurz nach der Pause zu einer improvisierten Programmänderung.
Bei aller Fröhlichkeit und Lebensfreude, die der Chor mit Gospeln, Schlagern und Filmhits vermittelt: es sind vor allem die leisen, nachdenklichen Töne, die einen Jubilate-Konzertabend ausmachen – und bereichern. Arrangeur Christoph Reiter bedient sich bei Udo Jürgens („Heute beginnt der Rest deines Lebens“, Das wünsch ich dir“, „Schenk mir noch eine Stunde“) und Peter Maffay („Sieben Brücken“, „Nessaja“) ebenso wie bei den großen österreichischen Liedermachern. So durften Hubert von Goiserns „Weit, weit weg“, „Lass mi amoi no d‘ Sunn aufgeh’n segn“ von Georg Danzer oder Rainhard Fendrichs „Bergwerk“ natürlich auch in Mindelzell nicht fehlen.
Seit 27 Jahren singen die Chormitglieder von Jubilate in fast unveränderter Besetzung miteinander. Die Jugendlichen von damals sind gemeinsam gereift und älter geworden. Für dieses inzwischen blinde Verstehen und die unverkrampfte Ehrlichkeit im Umgang miteinander haben sie sich das Lied „Zeig mir dein‘ Himmel“ der Popgruppe STS ausgesucht: „I hab‘ keine Zeit mehr für an Fehler und auch kein‘ Bock auf Spielerei’n, keine Tricks und keine Ausred’n.“
Eine Reverenz an Gastgeber Engelbert Schmid und sein Amphitheater war Katja Ebsteins Grand-Prix-Erfolg „Theater“ von 1980 – mit weißen Masken auch choreografisch pfiffig interpretiert. Eine musikalische Rückblende in die schillernden 1970er Jahre gab’s nach der Pause: in knalligen pastellfarbenen Kostümen ließ Jubilate die legendären Welterfolge der schwedischen Popgruppe Abba noch einmal aufleben. Abrupter Szenenwechsel: hoch oben auf dem Balkon des Mindelsaals schickten Angie Donderer an der Querflöte und Christoph Reiter am Horn den melancholischen Instrumentaltitel „Thema in Blau“ aus der Feder von Udo Jürgens in den dämmrig-blauen Nachthimmel. Am Sonntagabend kamen die Konzertbesucher, die trotz strömenden Regens auf den Steinrängen ausgeharrt hatten, nach einer kleinen Umbaupause noch in den Genuss eines finalen Wunschkonzertes mit Jubilate-Klassiken „auf Zuruf“. Alle Infos und Termine im Internet: www.jubilatechor.de (wkl)